Wasserstoff ist kostbar. Setzen wir ihn mit Bedacht ein!

18.01.2022 | Wasserstoff ist kostbar und muss mit Bedacht vor allem dort eingesetzt werden, wo er wirtschaftlich sinnvoll sind. Das ergab das Fachgespräch Energiewende im Januar.
Als „Champagner der Energiewende" bezeichnet die Wissenschaftlerin Claudia Kemfert den Wasserstoff. Ein Zitat, das Hans Urban ganz am Ende seines einstündigen Vortrags beim Online-Fachgespräch der Energieagentur am Montag (17. Januar) aufgriff: Für den Experten für erneuerbare Energien ist das chemische Element ein kostbarer Stoff von hoher Qualität, der mit Bedacht eingesetzt werden sollte – und stellt zugleich eine Schlüsseltechnologie der Energiewende dar.
 
Denn die potenziellen Einsatzgebiete des Wasserstoffs sind vielfältig. Entsprechend erscheint er als Lösung für nahezu alle Probleme, die sich mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen ergeben. Wo die batteriebetriebenen E-Autos an Reichweitengrenzen stoßen, könnte der Wasserstoff lange Fahrtstrecken ermöglichen; wo Häuser an Erdgasnetze angeschlossen sind, könnte Wasserstoff eine Möglichkeit sein, um die eh schon gebräuchlichen Gasheizungen emissionsarm zu betreiben. Nahezu alles ist vorstellbar mit Wasserstoff. Für Hans Urban ist unter wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten aber nicht alles sinnvoll.
 
Sein Vortrag streifte daher verschiedene Einsatzgebiete des chemischen Elements und klopfte sie kritisch und hinterlegt mit Fakten auf ihre Sinnhaftigkeit ab. Normale Pkw damit betanken? Für den E-Mobilitätsexperten Hans Urban keine gute Idee: In Elektrolyseuren wird Strom umgewandelt in Wasserstoff, dann unter hohem Druck, der mit weiterem Energieaufwand erzeugt werden muss, in einen Tank im Auto gepresst und später dann innerhalb des Autos wieder in Strom umgewandelt, mit dem dann die Elektromotoren bewegt werden. Die Verluste dabei sind deutlich höher als bei der Direktverstromung und der gesamte Vorgang laut Hans Urban deutlich unwirtschaftlicher als die Pausen, die für das Nachladen eines E-Autos notwendig sind.
 
Sehr sinnvolle Einsatzzwecke für Wasserstoff finden sich in der chemischen Industrie, in der Stahlverarbeitung oder in der Schifffahrt. Denkbar ist auch der Einsatz im Zugverkehr in entlegenen Regionen, wo sich Eisenbahnstrecken reaktivieren lassen könnten, ohne sie gleich aufwendig elektrifizieren zu müssen. Vor allem aber wird Wasserstoff seine Anwendung finden als langfristiger Energiespeicher, der dann angezapft werden kann, wenn aufgrund der Witterungsverhältnisse die übrigen Quellen erneuerbarer Energien wenig Strom produzieren.
 
Darin liegt auch der Grund, warum er als Schlüsseltechnologie der Energiewende angesehen wird: Ohne ein Speichermedium im großen Stil wird die Energiewende nicht vollständig umsetzbar sein. Wasserstoff ermöglicht das. Weil jedoch die Verluste und der grundsätzlich hohe Energieaufwand nicht wegdiskutiert werden können, ist für Hans Urban am Ende eines klar: Kostbare Stoffe wie der Wasserstoff müssen vor allem da eingesetzt werden, wo sie wirklich einen Unterschied machen und wirtschaftlich sinnvoll sind. Darüber hinaus muss uns vor allem beschäftigen, wie wir Energie sparsam und effizient einsetzen.
 
Die Folien des Vortrags finden Sie hier.