Erneuerbare Energien für den Waldschutz
07.04.2022 | Der erste Bürgerdialog des Jahres 2022 zum Windenergie-Projekt im Höhenkirchner Forst verdeutlichte das hohe Interesse der Bürgerinnen und Bürger an einer möglichen finanziellen Beteiligung.
Aus 25-jähriger Erfahrung in den Wäldern um die Gemeinde
Höhenkirchen-Siegertsbrunn stellt er gleich zu Beginn unmissverständlich klar, was der Wald hier
eigentlich sei: Luftfilter für den Großraum München, Erholungsraum für die
Menschen, Rückzugsort für Tiere und Pflanzen. Das alles sei aber gefährdet
durch den Klimawandel, dessen Auswirkungen mit den Jahren immer drastischer
würden. Zu Beginn seiner Arbeit im Forst habe es vereinzelt über 200 Jahre alte
Fichten gegeben. Doch seit 1990, seit dem Orkan Wiebke, jage eine Katastrophe
die nächste: Orkane, Borkenkäfer, Pilzbefall.
„Den Wald, den wir jetzt vor Augen haben, den wird’s bald
nicht mehr geben", sagt Karl Einwanger und macht deutlich, wie sehr die Förster
beim Waldumbau dem Klimawandel hinterherrennen. Baumarten, die noch vor einigen
Jahren sinnvoll erschienen, seien plötzlich auch im Klimastress. Von
„kollabieren" spricht Einwanger und das klingt so dramatisch wie es ist.
Der Ausweg liegt in der drastischen Einsparung von
Treibhausgasemissionen und in einer Stromerzeugung, die so umwelt- und
klimaverträglich wie möglich ist. Aufgrund der in Bayern gültigen
10-H-Abstandsregel bleiben derzeit fast nur Waldstandorte für Windräder übrig,
wie Erwin Karg erklärt. Der Bürgermeister der Gemeinde Fuchstal hat ein solches
Projekt bereits erfolgreich umgesetzt: Vier Windräder drehen sich im Wald nahe
der kleinen Gemeinde zwischen Schongau und Landsberg am Lech.
„Ich habe jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich
gefragt, ob ich das verantworten kann", sagt er. Die bisherige Bilanz des
Projekts gibt ihm Recht, nicht nur hinsichtlich der erzeugten Strommenge und
der Rendite, von der die Gemeinde und ihre Bürgerinnen und Bürger profitieren,
sondern möglicherweise auch hinsichtlich des Naturschutzes: Seit der
Inbetriebnahme des Windparks im September 2016 ist die Rotmilan-Population um
die Windräder gestiegen – nicht zuletzt ein Grund, warum die Gemeinde jetzt Ort
des ersten deutschen Forschungsprojekts zum Vogelschlag ist.
Diese Bedenken stehen in Höhenkirchen-Siegertsbrunn an
diesem Abend kaum zur Debatte. Die etwas mehr als 100 Teilnehmenden aus den
drei Gemeinden Egmating, Oberpframmern und eben Höhenkirchen-Siegertsbrunn
fragen intensiv nach den derzeit noch nicht im Detail geklärten, aber fest
geplanten finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten am Projekt und ob sich der
Projektfahrplan beschleunigen ließe. Letzteres gehe nicht, sagt Robert Sing vom
gleichnamigen Ingenieurbüro und im Auftrag der Gemeinden zuständig für die
Planung der drei Windräder. Der zeitliche Ablauf halte sich an gesetzliche
Vorgaben und ob die geändert werden, bis das Projekt in den Genehmigungsprozess
einsteige, sei noch nicht abzusehen. In die Phase des Genehmigungsprozesses
wollen die drei Gemeinden im Sommer einsteigen, wenn auch die derzeit noch
ausstehenden Schall- und Schattenwurfgutachten vorliegen. Laufe alles gut,
könne man mit Bau und Inbetriebnahme im Jahr 2024 rechnen, so Sing.
Ob ein Bürgerentscheid zu den Windrädern geplant sei, ist
eine an Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Mindy Konwitschny gerichtete
Frage. „Nein, das ist nicht geplant", sagt sie und lädt – auch stellvertretend
für die Gemeinden Egmating und Oberpframmern – nach etwas mehr als zweieinhalb
Stunden aktueller Projektinformationen und einem gelungenen Austausch mit den
Bürgerinnen und Bürgern weiter zum offenen Dialog über die Windräder ein:
„Schauen Sie in die Tagesordnung unserer Gemeinderatssitzungen; kommen Sie,
wenn das Thema auf der Agenda steht und geben Sie uns eine Rückmeldung."
Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Projekthomepage.