Klimawandel bedroht Artenvielfalt

12.11.2019 | Rückblick Fachgespräch Energiewende
Wie der mangelnde Klimaschutz weltweit die Artenvielfalt vernichtet und damit eine gefährliche Spirale in Gang setzt, war das Thema beim Fachgespräch Energiewende am Montagabend (11.11.) in Glonn.
 
Zu Gast war der Meereszoologe Professor Dr. Michael Schrödl, der vor den mehr als 60 sichtlich geschockten Besucherinnen und Besuchern über die dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre aufklärte.
 
Es ist eine scheinbar widersprüchliche Situation: Kein Naturwissenschaftler kann wirklich verlässlich sagen, wie viele verschiedene Arten es weltweit gibt. „Die Rückseite des Mondes ist besser erforscht als viele Lebensräume bei uns", sagt Michael Schrödl. Trotzdem können Wissenschaftler zuverlässig sagen, dass die Artenvielfalt abnimmt – weil ihre Gesamtmasse rückläufig ist.
 
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Pestizideinsatz, Flächenversiegelung und Monokulturen lassen vor allem in ländlichen Regionen die Artenvielfalt massiv zurückgehen: „Inzwischen gibt es in den Städten mehr Arten als in den ländlichen Gebieten 10 Kilometer weiter", so der Meereszoologe. In dieser angespannten Situation sorgt der menschengemachte Klimawandel für zusätzlichen Druck. Die Erwärmung und Versauerung der Meere, aber auch das Absterben von Bäumen und Wiesen durch häufigere Dürren nehmen vor allem vielen kleinen Lebewesen ihre natürlichen Lebensräume.
 
Weil jedoch die Natur auf Nahrungsketten und anderen Abhängigkeitssystemen basiert, können selbst kleinste Veränderungen des Ökosystems dramatische Folgen haben – unter denen schlussendlich auch der Mensch leiden wird. Er ist es auch, der derzeit die Schlüssel zu einer Umkehr der derzeitigen Entwicklung in der Hand hat: eine Neuausrichtung landwirtschaftlicher Subventionen auf ökologische und nachhaltige Betriebe, eine bewusste Entscheidung der Konsumenten an der Supermarkttheke, regionale Produkte von lokalen Produzenten – für Schrödl sind die möglichen Lösungsansätze vielfältig. „Aber wir nutzen nur einen Bruchteil des Möglichen", sagt er.

Eine Erkenntnis, die gleichsam ernüchternd wie hoffnungsvoll ist.