Plastikfrei kann einfach sein
11.02.2020 | Rückblick auf das Fachgespräch

Manuela Gaßner redet von Kontrollverlust, von mangelndem
Recycling und von der Eigenverantwortung der Konsumenten: „Die Geschäfte bieten
nur das an, was die Kunden kaufen. Und manchmal ändern Geschäfte auch ihr
Sortiment, wenn man sich über unnütze Verpackungen beschwert", sagt sie.
Die dreifache Mutter weiß gut, wovon sie spricht. Seit 2015
beschäftigt sich die Agrarwissenschaftlerin mit der Plastikmüllvermeidung – und
hat das Müllaufkommen in ihrer eigenen Familie drastisch reduzieren können: „Einen
bis anderthalb gelbe Säcke füllen wir inzwischen nur noch pro Jahr." Ein
ungläubiges Raunen geht durch den Nebenraum der Poinger Einkehr und doch wagt
niemand, ihre Zahl anzuzweifeln. Weil die Anwesenden wissen, dass eine
drastische Vermeidung möglich ist – wenn man seinen Einkauf anders organisiert,
bewusster auf Verpackungen achtet und sich hinterfragt, ob man wirklich jedes
Produkt auch im Laden kaufen muss.
Was sie damit meint, erklärt sie im zweiten Teil ihres
Vortrags. Da gibt Manuela Gaßner praktische Tipps und erinnert sanft aber
mahnend an die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen: „Wenn man nur jedes
zweite Mal sein Brot beim Bäcker in einen von Zuhause mitgebrachten Beutel
legen lässt, spart man bereits die Hälfte seines bisherigen Verbrauchs an
Brottüten ein", sagt sie. Ein Tipp, der banal klingt, aber für viele Anwesende
trotzdem Neuland ist, weil es die Selbstverständlichkeit des eigenen Konsums
mit seinen Gewohnheiten infrage stellt.
Das ist, das merkt man bei Manuela Gaßners Vortrag sehr
schnell, der eigentliche Schlüssel zur Müllvermeidung. „Das beste Recycling ist
der Müll, der gar nicht erst produziert wird", fast jemand aus dem Publikum im
nachfolgenden Gespräch den Vortrag mit seinen praktischen Tipps zusammen. Und
der macht Mut – trotz der eindrücklichen Bilder zu Beginn. Denn Müllvermeidung
ist machbar. Mit zunächst kleinen Schritten und dann immer konsequenter.
Das haben auch die Bürgerinnen und Bürger aus Poing erkannt.
Im Anschluss an den Vortrag stellt sich noch der Plastikfrei-Stammtisch aus der
Gemeinde vor. Eine Gruppe engagierter Menschen, die durch Gaßners Vortrag neu
motiviert sind und die die Gründung eines Unverpackt-Ladens für Poing in
Aussicht gestellt haben.