Kreislauforientierung und Ressourcenschonen in Kommunen

Beim dritten Arbeitstreffen des kommunalen Klimaschutznetzwerks Ebersberg-München am Dienstag (25.11.) in Neubiberg setzten sich die Teilnehmenden mit Ressourceneffizienz und den Möglichkeiten und Herausforderungen bei Projekten im Bereich der Kreislaufwirtschaft in Kommunen auseinander. Dabei erhielten sie Impulse von einer Vorreiter-Kommune in Sachen Zirkularität, der Stadt Haar, und vom Ressourcen Forum Austria. Der Schwerpunkt des Tages lag auf dem Austausch untereinander und dem Erarbeiten von konkreten Projekten und Maßnahmen.
Drei Jahre – so lang dauert die Netzwerkphase - in der die Energieagentur Ebersberg-München und das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) die Kommunen dabei unterstützen, konkrete Ziele und Projekte zu definieren, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, Ressourcen zu schonen und die Klimawandelanpassung voranzutreiben. In dieser Zeit finden regelmäßige Netzwerktreffen statt, die stets unter einem Leitthema stehen.
Beim Treffen in Neubiberg lag nun der Fokus auf dem Thema Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft, ein zentraler Aspekt bei der Erhaltung unserer Lebengrundlagen, denn der Ressourcenverbrauch weltweit hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht.
Kilian Körner, zweiter Bürgermeister von Neubiberg, begrüßte die Teilnehmenden und betonte die Wichtigkeit des Themas im kommunalen Umfeld: „Wir stehen vor der dringenden Herausforderung, unsere Infrastruktur so zu gestalten, dass wir Ressourcen schonen und Kreislaufwirtschaft verankern, sehen uns aber auch mit zunehmender Ignoranz unter dem Deckmantel der knappen Kassen konfrontiert."
Bei einer Führung durch das neu renovierte und erweiterte Rathaus von Neubiberg zeigte Kilian Körner, dass Ressourceneffizienz kein Selbstzweck ist, sondern vor allem aus ökonomischer Sicht sinnvoll. So wurde im gesamten Planungs- und Bauprozess nicht nur darauf geachtet, möglichst viel von der bestehenden Substanz zu erhalten und beim Erweiterungsbau auf nachhaltige, recyclingfähige Materialien zu setzen. Insbesondere wurde um jeden Quadratmeter gerungen, eine flexible Raumstruktur und eine multifunktionale Nutzung der Räume vorgesehen. Denn je weniger umbauter Raum, desto geringer der Ressourcenverbrauch, desto niedriger die Baukosten und desto weniger Fläche zum Ausstatten, Heizen, Beleuchten, Putzen und Erhalten.
Im ersten Impulsvortrag führte Dr. Andreas Van-Hametner, Geschäftsführer des Ressourcen Forum Austrias ins Thema ein und erläuterte, wie wichtig ein Umdenken in puncto Konsum und Wegwerfprodukten in Zeiten knapper Ressourcen und geopolitischer Konflikte ist. Dabei sei Kreislaufwirtschaft der Schlüssel dazu, trotz Reduktion der Verbräuche unseren Lebensstandard und die industrielle Wertschöpfung aufrecht zu erhalten.
Noch mehr Recycling sei laut Van-Hametner nicht das Ziel, vielmehr ginge es darum, Produktkreisläufe neu zu denken, Dinge länger zu nutzen und manche vielleicht auch gar nicht mehr (selbst) zu kaufen. Dabei sieht er die Wirtschaft, jeden Einzelnen, aber auch die Kommunen in der Pflicht: „Gemeinden und Regionen nehmen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung einer effizienten Kreislaufwirtschaft und der notwendigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ein."
Was auf kommunaler Ebene alles möglich ist, zeigten Alicia Frey (Wirtschaftsförderung) und Hannah Link (Klimaschutzmanagement) der Stadt Haar. Dort hat man sich 2020 auf den Weg gemacht, zur „Circular City" zu werden – und das nicht aus reinem Altruismus: Man sieht Kreislaufwirtschaft als ein Alleinstellungsmerkmal und will damit einen für Unternehmen auch in Zukunft attraktiven und resilienten Wirtschaftsstandort schaffen. Mit einem Bürgermeister und einer kommunalen Verwaltung, die hinter der Zielsetzung stehen und sie konsequent verfolgen, wurden in Haar viele große und kleine Projekte angestoßen und umgesetzt, unter anderem ein zirkuläres Gewerbegebiet, ein Jugendfreizeitzentrum aus wiederverwendeten Bauteilen, einen Mehrwerthof als lokaler Ort für Wiederverwendung und Upcycling sowie regelmäßige Veröffentlichungen zu „Circular Tipps" im „Rathaus-Blatt".
Doch nicht nur in Haar wurden bereits jede Menge Projekte umgesetzt. In gemeinsamer Gruppenarbeit trugen die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen zusammen, was in ihren Gemeinden bereits in der Kreislaufwirtschaft gut funktioniert, aber auch, wo noch Lücken und Bedarfe sind. Dabei zeigte sich, dass insbesondere in den Bereichen Abfallwirtschaft, Mobilität und Energie schon viel passiert ist – von verschiedensten Tausch-, Teil- und Leih-Plattformen, z.B. für Fahrräder und Autos, hin zur Nutzung regenerativer Energien und E-Mobilität.
Potentiale zeigten sich vor allem bei der Beschaffung, der Bauwirtschaft und den Themen Standortentwicklung/Wirtschaftsförderung und Wasserwirtschaft. Zu diesen Bereichen entwickelten die Teilnehmenden dann konkrete Ansätze und Ideen. Dabei betonte Stefanie Morgenstern, Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Schäftlärn: „Es geht nicht immer darum, neue Vorschriften zu machen, sondern als Kommune einfach mal mit gutem Vorbild voran zu gehen."
Das nächste Treffen des Netzwerks ist bereits in Planung: Im März lädt die Gemeinde Hohenbrunn ein. Die im Klimaschutznetzwerk Ebersberg-München mitwirkenden Kommunen sind namentlich: Anzing, Poing und Zorneding (alle Landkreis Ebersberg), Baierbrunn, Feldkirchen, Haar, Hohenbrunn, Kirchheim, Neubiberg, Neuried, Planegg, Pullach, Schäftlarn, Straßlach-Dingharting, Unterhaching (alle Landkreis München), Fahrenzhausen (Landkreis Freising) und Puchheim (Landkreis Fürstenfeldbruck).











